Dr. Roberto Assagioli (1888-1974)

„Die Weisheit ist ewiges Lächeln.“

Roberto Assagioli, Deutsche Psychosynthese Gesellschaft, Psychosynthese

Der Begründer der Psychosynthese war ein vielseitig begabter und gebildeter Mensch, der sich sein Leben lang für Literatur, Philosophie, Religion, Pädagogik, Musik und viele wissenschaftliche Fachbereiche interessierte. Er sprach außer seiner Muttersprache Italienisch auch Russisch, Französisch, Englisch und Deutsch und las Texte in Sanskrit, Griechisch und auf Latein. Seine sprachlichen Kenntnisse ermöglichten ihm auch Forschungen in Grenzbereichen.

 

Dr. Roberto Assagioli studierte Medizin und Psychiatrie und engagierte sich zu Studienzeiten als Bibliothekar im Bereich Psychologie, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem in Italien noch am Anfang ihrer Entwicklung befand.
Am 1. Juli 1910, im Alter von 22 Jahren, schloss er in Florenz sein Universitätsstudium mit seiner Doktorarbeit zum
Thema „La Psicoanalisi“ ab. Die Psychotherapie war von nun an sein Arbeitsschwerpunkt.

 

Assagioli unterhielt bereits in jungen Jahren enge Kontakte zu C. G. Jung in Zürich und Sigmund Freud in Wien sowie zu vielen anderen namhaften Psychoanalytikern überall auf der Welt.

Er schrieb neben seiner therapeutischen Tätigkeit für Zeitschriften, gründete 1926 in Rom ein „Institut für Kultur und Psychotherapie“, hielt Vorträge und verfasste Bücher über seine Erfahrungen und Studien. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er, ein „diskriminierter Jude“, immer wieder verhört, 1940 verhaftet und wegen pazifistischer Tätigkeiten verurteilt.
Einen Monat verbrachte er in Haft, eine Zeit, die er mit „Freiheit im Gefängnis“ bezeichnete. Er nutzte sie für persönliche Übungen und zur Bearbeitung seiner Schriften über die Psychosynthese in Italienisch und Englisch. Nach dem Krieg lebte und arbeitete er in einer kleinen Villa in Florenz, in der sich auch heute noch das „Institut für Psychosynthese “ befindet.

 

Schon in seinen frühen Schriften bemängelte Roberto Assagioli, dass die Psychoanalyse den Menschen nicht in seiner Ganzheit erkennen würde, wenn sie ihn auf seine biologischen Triebe und Impulse reduziert. Die ganzheitliche Sicht dagegen beinhalte

die Akzeptanz, dass der Mensch auch eine Seele habe. Dass er sich nicht nur von körperlichen Bedürfnissen und Trieben leiten lasse, sondern sich auch nach dem Sinn des Lebens und nach Spiritualität sehne, ebenso nach Liebe, Erfüllung, Freude, Weisheit und Kreativität.

 

Mit seinen Erkenntnissen als Arzt und Psychotherapeut schuf Assagioli das Konzept der Psychosynthese. In ihm vereinte er uralte Weisheitslehren und moderne Erkenntnisse der medizinischen und psychologischen Forschung und legte großen Wert auf die Aspekte des Willens, die Verantwortung für das eigene innere Wachstum und die Verbundenheit aller Menschen miteinander und mit einer höheren Macht.

 

Trotz seiner lebenslangen gesundheitlichen Schwierigkeiten reiste er viel. Die körperlichen Beeinträchtigungen konnten seine Gemütsverfassung nicht beeinträchtigen. Zeitzeugen beschreiben ihn als sehr geduldig, humorvoll, bescheiden, (vor-)urteilsfrei, immer bereit, zu geben, und liebevoll nicht nur im Umgang mit seiner Familie, sondern mit allen Menschen, denen er begegnete. Im Hause Assagioli habe eine Atmosphäre von Heiterkeit und Frieden geherrscht.

 

Bis zu seinem Tod arbeitete er gemeinsam mit seinen Student/-innen an dem Konzept der Psychosynthese.

Dr. Roberto Assagioli starb am 23. August 1974 im Alter von 86 Jahren nach einem Schlaganfall.

 

Quelle:

Roberto Assagioli, Leben und Werk des Begründers der Psychosynthese“, Paola Giovetti, 1995; 1. Deutsche Auflage 2007, Nawo-Verlag

Werk

Einige Gedanken - Dr. Roberto Assagioli

Bildquellen: Mit freundlicher Genehmigung ® https://www.archivioassagioli.org/