Roberto Assagioli
Das Wort "Psychosynthese" beschreibt einen inneren Prozess:
Die Psyche (altgriechisch ψυχή ‚Seele') kann als Gesamtheit der Erfahrungen, des Empfindens,
Fühlens und Denkens verstanden werden. Als Synthese (von altgriechisch σύνθεσις sýnthesis „Zusammensetzung“, „Zusammenfassung“, „Verknüpfung“) bezeichnet man die Vereinigung von zwei oder mehr Elementen
(Bestandteilen) zu einer neuen Einheit.
Die Psychosynthese ist eine philosophische Denkschule, die Körper, Geist und Seele als bio-energetisch-spirituelle Einheit versteht.
Wir lernen ein Leben lang mit unserem ganzen Sein weiter:
"Kommt es zur rechten Zeit, ist es Bildung, und kommt es zu spät, ist es Therapie."
So einfach fasste es Roberto Assagioli, ihr Begründer, schon vor fast 100 Jahren zusammen.
Das zentrale Nervensystem ist eine der komplexesten Regionen des menschlichen Körpers. Bis vor kurzem ging man noch davon aus, dass das Gehirn schon bei der Geburt fertig entwickelt ist und sich nicht mehr verändert. Mittlerweile zeigen neueste Forschungen der Neurobiologie, dass sich unser Gehirn verändern und weiterentwickeln kann.
In der Psychosynthese arbeiten wir von Anfang an mit einer Fülle kreativer und erfahrungsorientierter Methoden. Sie umfassen unter anderem Visualisierungen, Symbolarbeit, Teilpersönlichkeitsarbeit, Focusing, Disidentifikation, Selbstidentifikation,Techniken zur Entwicklung des Willens, Assoziationsverfahren, Humor, kreative Ausdruckstechniken und Traumarbeit.
Besonderen Wert legt sie auf das freie Assoziieren und Visualisierungen, bei denen innere Bilder entstehen. Dadurch können gänzlich neue, inspirierende Einsichten und Ideen aus dem Unbewussten einer Person in ihr Bewusstsein gelangen. Dies führt zu einer veränderten Wahrnehmung und ermöglicht, anders zu empfinden und zu handeln als bisher.
Die Psychosynthese eröffnet Menschen einen liebevollen Weg der Potenzialentwicklung und Persönlichkeitsentfaltung. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Methode von dem italienischen Arzt, Psychiater und Gelehrten Roberto Assagioli (1888-1974) entwickelt.
In der Psychosynthese wird davon ausgegangen, dass dem Menschen alle Potenziale innewohnen, die er braucht, um ein erfülltes Leben zu führen.
Für Assagioli ist der Mensch nicht nur ein von Trieben und Impulsen gesteuertes Wesen, sondern er besitzt auch ein höheres geistiges Potenzial, dem Kreativität, Spiritualität, Mitgefühl und Intuition entspringen. Der Mensch ist Fülle.
Bei der personalen Entwicklung setzt sich der Mensch mit den Gesetzmäßigkeiten der Welt auseinanderzusetzen. Er muss einen Beruf erlernen, seinen Lebensunterhalt verdienen und zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen und erhalten. Die personale Psychosynthese begleitet ihn in diesem Prozess der Lebensgestaltung.
Seine transpersonale Entwicklung beinhaltet die Erfahrung, dass er wesensmäßig mehr ist als seine weltliche, personale Identität ihm suggeriert. Seine Fragen, Zweifel und seine Sinnsuche ermöglichen ihm die Erfahrung des "Selbst", den unmittelbaren Kontakt mit der Schöpfungsintelligenz, die seinem Leben Sinn und Richtung gibt. Der Mensch entdeckt seine "Innere Weisheit", die ihm ein Führer ist und eine Orientierung in sich selbst schenkt.
Oft ist die personale Entwicklung von emotional traumatisierenden Erfahrungen, die meist aus der Kindheit stammen, mehr oder weniger blockiert. Viele Menschen wollen diese Probleme loswerden, ohne sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Meistens funktioniert das nicht.
Die Psychosynthese nimmt eine transformierende Haltung ein. Sie betrachtet Probleme als Entwicklungsanreiz. Probleme rufen nach Akzeptanz. Indem man sie akzeptiert, beginnen sie sich zu wandeln und das eigene Leben zu bereichern.
Die Psychosynthese fokussiert Ressourcen und Lösungskompetenzen, die in einem Menschen angelegt sind.
"Zuweilen kann ich verwundert beobachten, dass ich aus verschiedenen Anteilen bestehe. Ich erkenne, dass ich aus den unterschiedlichsten (Teil)Personen zusammengesetzt bin und - das in bestimmten Situationen ein Teil die Oberhand hat und unweigerlich die Richtung für die anderen vorgibt. Ich frage mich, wer ist mein wahres Ich?"
William Somerset Maugham
Aus der Sicht der Psychosynthese sind wir ein Mikrokosmos - eine kleine, in sich nicht immer geordnete, zuweilen chaotische Welt: Da gibt es die
unterschiedlichen Rollen, die wir im Leben spielen, voneinander abweichende und zuweilen auch heftig miteinander streitende Haltungen, Emotionen und Gedanken. Aus der Mitte unseres Seins einen harmonischen Ausdruck finden und den stimmigen Ton treffen - mit der Psychosynthese können wir den guten Umgang mit unseren
Teilpersönlichkeiten lernen.
Das Zauberwort der Erkenntnis heißt "Wir sind alles".
Das "Ei-Modell" von Roberto Assagioli stellt die Ganzheit des Bewusstseins dar und ist die Landkarte, in der sich die personale und transpersonale Psychosynthese bewegt. Das tiefere Unbewusste (1) ist ein Produkt unserer evolutionsbedingten Stammesgeschichte. In ihm lagern unsere Triebe und alle naturhaften Bedürfnisse und Impulse. Außer diesem kollektiven Anteil enthält es aber auch alle Erlebnisse und Erfahrungen, die wir im Laufe unserer individuellen Lebensgeschichte vergessen oder verdrängt haben. Diese unterdrückten Energien erzeugen oftmals Schwierigkeiten und lassen sich mit der Psychosynthese erkunden. Die Ebene des mittleren Unbewussten (2) umfasst unsere Kenntnisse, Fähigkeiten und emotionalen Empfindungen, die gezielt in das Bewusstseinsfeld (4) gerufen werden können. Im Mittelpunkt des Bewusstsseinsfeldes steht das Ich oder personale Selbst (5). Darüber liegt der Bereich des höheren Unbewussten (3). Ihm entspringen unsere Intuition, Inspirationen und unsere kreativen Fähigkeiten. Es ist das Reservoir für künstlerische, philosophische und wissenschaftliche Schöpfungen. Die Erforschung des höheren Unbewussten gehört zu den schönsten und befriedigendsten Aufgaben des Menschen. Der Prozess des Erwachens des menschlichen Bewusstseins führt nach und nach zum Gewahrwerden des höheren (transpersonalen) Selbst (6) - der akzeptierenden, liebenden Kraft, die alle Anteile eint und die man auch als den "Geist des Universums" bezeichnen könnte. Die Impulse des Höheren Selbst werden durch das personale Selbst verwirklicht. Dies wird durch die gestrichelte, senkrechte Linie im Ei angedeutet. Unser Bewusstsein und unsere Psyche sind im Sinne von C.G. Jung in das Meer des kollektiven Unbewussten (7) eingebettet. Sie enthalten kulturelle Tradierungen ebenso wie das evolutionsbiologische Erbe in Form von archetypischen Prägungen.
Assagioli betont ausdrücklich, dass die Begriffe tieferes und höheres Unbewusstes keine Bewertungen enthalten. Sie weisen lediglich darauf hin, dass das tiefere Unbewusste entwicklungsgeschichtlich viel älter ist als das höhere Unbewusste. Im Übrigen gibt es im Psychosynthese-Ei keine klaren Grenzen zwischen den verschiedenen Bereichen. Vielmehr sind die Übergänge fließend und die einzelnen Bereiche stehen miteinander in Wechselwirkung.
Regelmäßiges Psychosynthese-Training stärkt und kräftigt unser Selbstvertrauen, unser Selbstverständnis ebenso wie unsere Selbstachtung. Wir entwickeln eine Haltung im Hier und Jetzt hin zu einem sinnerfülltem Leben.
Ob nun alltäglich eigenständig angewandt oder im geschützten "Trainingsraum" einer professionellen Begleitung oder eines Coachings/einer Therapie:
Wir lernen unseren Willen kennen und auszubilden.
Wir pflegen den Kontakt mit unserem "Inneren Team" - den Teilpersönlichkeiten, stellen unserem "Inneren Kind" einen "gereiften, verantwortungsbewussten Erwachsenen" an die Seite, kultivieren Selbstliebe, entwickeln innere wie äußere Führungsqualitäten.
Wir lernen zu akzeptieren, dass wir nicht alles sofort können, geschweige denn perfekt machen müssen.
Wir dürfen üben, Meister unseres Lebens zu sein, Vielfalt und Zusammengehörigkeit zu leben sowie geduldig und liebevoll mit uns und anderen zu sein!
Im Alltag haben wir die Tendenz uns stark mit bestimmten Aspekten - beispielsweise unserem Aussehen, unserer sozialen Stellung,
den verschiedenen 'Rollen' im Leben, unserem Geschlecht, den Gefühlen, Gedanken - gleichzusetzen. Wir meinen, das zu sein, womit wir uns
identifizieren.
Diese Identifikationen begrenzen uns. Sie machen uns klein, halten uns zurück und engen uns ein. Wir bleiben oft weit hinter unseren Möglichkeiten und Fähigkeiten zurück, ein Leben in Freiheit, Selbstbestimmung und Liebe zu führen.
"Ich habe einen Körper... aber ich bin nicht mein Körper.
Ich habe Gefühle ... aber ich bin nicht meine Gefühle.
Ich habe Gedanken .... aber ich bin nicht meine Gedanken.
Ich bin weit mehr..."
Roberto Assagioli
Mittels der Disidentifikation besteht die Möglichkeit, aus einer beobachtenden Haltung heraus Raum zu schaffen.
Zentrum dieses Raumes ist das "Ich", das "personale Selbst".
Durch die bewusste Wahl, unsere Bewusstseinsinhalte aus dieser Perspektive zu betrachten, können wir unsere Persönlichkeitsanteile steuern, anstatt von ihnen beherrscht zu werden.
So entwickeln wir eine souveräne Persönlichkeit.
Ich bin: Die Einfachheit des Seins erlaubt mir, frei zu sein.
Aus diesem Bewusstsein heraus habe ich die Wahl,
das zu werden und das zu sein, was immer ich sein möchte.
Ich bin ...
ein Zentrum des Willens, fähig, alle meine seelischen Prozesse
und meinen physischen Körper zu lenken, zu gebrauchen und ein Zentrum der Liebe, der Verbundenheit, des Miteinanders, des Mitgefühls, der Resonanz, fähig Liebe zu geben und zu
empfangen.
„Eine der Hauptursachen des heutigen Durcheinanders ist der Mangel an Liebe auf Seiten derer, die Willen haben, und der Mangel an Willen bei jenen, die gut und liebevoll sind.“
Roberto Assagioli
Liebe ist vieles und sie ist vor allem eins:
die Kraft, die unser Universum zusammenhält.
Lieben heißt, etwas in seinem Leben wirklich und wahrhaftig zu wollen. Lieben heißt, im Vertrauen zu sein. Lieben heißt, wertvoll zu sein. Lieben heißt, Ehrfurcht und tiefe Freude erfahren zu dürfen. Lieben heißt, Schönheit und Würde erkennen zu können. Lieben heißt, ganz bei sich und mit dem anderen/den anderen, der Welt zu sein.
Lieben heißt ....
Wir würden Sie gerne darin unterstützen, herauszufinden, was lieben für Sie heißt und wie es sich anfühlt, zu lieben und geliebt zu werden!
Die Nutzung unseres Willens lässt uns klar und zielgerichtet durch das Leben gehen. Wir entwickeln die Stärke, auch mit widrigen Situationen umzugehen, und die Energie, Themen, mit denen wir uns konfrontiert sehen und die unser Engagement und unsere Hingabe erfordern, trotz eventuell auftretender Widerstände zu lösen.
Der Wille ist ein "psychischer Muskel" und er kann trainiert werden.
Die Psychosynthese differenziert fünf verschiedene Typen des Willens:
Lassen Sie uns Schritt für Schritt den Willen aus dem Aschenbrödel-Dasein holen:
1. Schritt: die Erkenntnis, dass der Wille als Schöpferkraft in uns allen existiert
2. Schritt: entdecken, was es für Sie bedeutet, einen Willen zu haben
3. Schritt: der Wille sein